Wissen – Macht – Reife

Einer kann sehr viele Kenntnisse haben, ohne darum die mindeste Macht zu besitzen, während ein anderer die höchste Gewalt hat bei blutwenigen Kenntnissen.

– Arthur Schopenhauer

Wenn du damit dem Satz des Francis Bacon: „Wissen ist Macht“ widersprechen möchtest, ok. Aber dem Gebilde aus…

1. Kenntnis (Informations-Wissen) und
2. Höchste Gewalt (Macht) fehlt das dritte Element, die
3. Geistige Reife (Weisheit).

Der Grad der Reife des Kutschers bestimmt den Weg,
den eine Kutsche aus Wissen und Macht einschlägt.

◾ Wissen
◾ Macht
◾ Reife

Ohne die nötige Reife, ohne die Bereitschaft für Weisheit, ohne intelligente Steuerung führt die Kombination aus Wissen und Macht kurz-, mittel- oder langfristig ins Unheil.

Bisher haben wir (zu) viel Wert auf Wissen gelegt und einige sind scharf darauf, Macht ausüben zu können – nur ist die Reife derer oft nicht üppig gediehen.

Also sollten wir den Schwerpunkt verlagern und mehr als bisher Wert auf die Geistige Reife legen und dafür sorgen, daß möglichst viele Leute mit der erforderlichen Reife in machtvolle Positionen gelangen.

Ja, das ist kein einfaches Unterfangen, denn…

Ehrgeiz liebäugelt mit der
Macht, nicht mit Weisheit.

Und dennoch müssen wir uns genau darum kümmern, wenn wir zukünftig gemeinschaftlich so leben wollen, daß von „menschenwürdig“ die Rede sein kann.

Ordnung

Jeder Narr kann Regeln aufstellen und
…jeder Tor wird sich danach richten.

– Henry David Thoreau

Genau das ist der Sinn gesellschaftlicher Regeln. Für weise und freigeistig lebende Menschen sind sie nicht gemacht. 😎

Ordnung ist die Seele aller Dinge.

– Ungarisches Sprichwort

Die Ordnung ist und hat selbst keine Seele.

Seele (hier verstanden als das, was etwas am Leben hält) bekommt jede Ordnung erst durch die übereinstimmende Verabredung.

Wird einer Ordnung Rang und Kraft von Gesetzen zugesprochen, wird diese Art der Verabredung durch Druck erzwungen, nämlich durch die Androhung empfindlicher Nachteile.

Ordnung = ist (hier verstanden als) ein abstraktes Konstrukt zwecks realer Steuerung zum effizienteren Erreichen eines definierten Zwecks.

Gesellschaftliche, staatliche oder wissenschaftliche Ordnung
ist reine Verstandes-Produktion – ohne jeden tieferen Sinn !
Erst durch intelligenten Einsatz wird eine Ordnung sinnvoll.

Die Deutschen brauchen die Ordnung.

Zur Mentalität des Recht-haben-wollen passen klare Regeln nun mal besser als der achtsame Umgang mit dem Nächsten. Letzteres ist dem Ordnung-Liebenden viel zu schwammig.


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Ordnung – wie viel?

Gemeinschaftlich arbeiten ist ohne Ordnung, ohne
daß sich alle dieser Ordnung fügen…,  unmöglich.

– Wladimir Iljitsch Lenin

Ja, aber sie muß intelligent ausgebrütet sein.

Ordnung, Nirmalo

Das ist das Grundgesetz einer intelligent konzipierten Form von Ordnung. Diese Balance sollte lebendig bleiben. Dafür müssen die Parameter (grundsätzlich (!) immer wieder in Frage gestellt und neu angepaßt werden und: Jede Ordnungs-Struktur sollte von mindestens zwei Seiten betrachtet…, gestaltet werden. Das gilt für intelligent konzipierte Strukturen.

Eine unintelligent konzipierte Ordnung
bleibt unlebendig, aufgesetzt und starr,
ist unbegründet von oben her verordnet.

Die Welt ändert sich, die Zeit wechselt, darum ist es gehörig,
daß auch die gesetzlichen Ordnungen verändert werden.

– Lü Bu We

Unbedingt, denn…

Überflüssige Ordnung ist auch Unordnung.

– Russisches Sprichwort

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Ordnung & Macht

Ordnung ist Macht.

– Henri-Frédéric Amiel

Dieser Satz könnte einem soldatischen Heer zugeordnet werden und wäre damit (in diesem Zusammenhang) zutreffend, denn ohne eine hierarchische Ordnung nützt die klügste Strategie nichts, ist selbst der wagemutigste Feldherr mit der größten Armee… vollkommen machtlos. – Ansonsten:

Ordnung ist nicht per se identisch mit Macht  im Sinne von Gewalt!

Grundsätzlich ist sie gedacht als nützliches Hilfskonstrukt – in unterschiedlicher Ausformung – in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen.

Wir ordnens. Es zerfällt.
Wir ordnens wieder und
zerfallen selbst.

– Rainer Maria Rilke

Auch die stärksten Ordnungen zerfallen,
wenn sich Orts- und Zeitgeist… wandeln.

Und ja, wir Ordnungsfanatiker zerfallen auch.

Macht & Philosophie

Wenn nicht entweder die Philosophen König werden, oder die, die man heute Könige und Machthaber nennt, echte und gründliche Philosophen werden, und wenn dies nicht in Eines zusammenfällt: die Macht und die Philosophie, so wird es mit dem Elend kein Ende haben.

– Platon

Fünfzig Jahre später (ca.310 v.Chr.) ist Mengzi, ein chinesischer Lehrer, durchs Land gezogen, um – im selben Sinne wie Platon – die damaligen Machthaber dort entsprechend eindringlich zu beraten.

Er hat nicht lange herum philosophiert, sondern sich über vierzig Jahre auf den Weg gemacht, um die Macht habenden Herren aufzusuchen, die es – im Sinne des Wohls der Bevölkerung des jeweiligen Reiches – dringend nötig hatten.

Die Sache geht aber nicht nur den Platon oder den Mengzi etwas an, denn:

Wir Heutigen stehen vor dem selben Problem, daß Macht und
Weisheit keine oder nur äußerst selten eine Liaison eingehen.

Daß Macht mit Dummheit, mit Parteilichkeit und anderen Formen des Egoismus spontan zusammenfindet, ist üblich, das ist der Normalfall.

Nur gelegentlich gibt es den Sonderfall. Den bemerkt aber kaum jemand. Der ist nicht interessant, nicht sensationell: Er macht keine Schlagzeilen.

Wir sollten Platon helfen und versuchen, die Möglichkeiten herauszufinden, wie…

Macht & Weisheit
zusammenfinden.

Eignung  📌

„Man muß nicht nur den besten Staat im Auge haben, sondern auch den möglichen.“

― Aristoteles

Diesen Satz des Aristoteles verstehe ich jetzt mal als Replik auf den des Platon.

Zu Recht, denn es stellt sich die Frage nach dem Verhältnis der Zahl an Menschen mit einem guten Draht zur Weisheit zur Anzahl der Menschen, die in hohen und führenden politischen Ämtern gebraucht werden.

Grundsätzlich hat er Recht, der Platon. Nur sind diejenigen, die es in diese Ämter schaffen, von einem anderen Schlag als diejenigen, welche sich der Weisheit öffnen.

Beide Qualitäten werden wohl eher selten gleichzeitig und in gleicher Gewichtung in einer Person zu finden sein.

Dennoch braucht es auf den Führungs-Ebenen
beides gleichzeitig: Führungsstärke & Weisheit.

Weisheit, die innen nicht vorhanden ist, muß von außen eingebracht werden.

Also müssen die Parlamente die Tore öffnen und die Weisheit freundlich einladen, an den Beratungen zu wichtigen Entscheidungen teilzunehmen, um ihre weisliche Kompetenz dort einfließen zu lassen.

Erste zaghafte Schritte auf dem Weg dorthin kann ich in den Ethik-Kommissionen und -Räten sehen.

Mitgefühl

„Mitleid mit den Thieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, daß man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Thiere grausam ist, könne kein guter Mensch seyn.“

– Arthur Schopenhauer

So weit kann ich nicht mitgehen, Arthur.

Obwohl wir beide, was unser Empfinden in Bezug auf die Tiere angeht, verwandt zu sein scheinen, kann ich niemandem die Menschlichkeit absprechen.

Ich kann nur nicht verstehen, wie man in einigen Bereichen mit Tieren umgeht, daß man sie als Fabrikware betrachten und ohne Not ihre Körper ausschlachten kann.

Ich kann nicht verstehen, wie man ein leben-wollendes Tier ins kochende Wasser werfen, oder wie man einem Rind das Fell abziehen kann, wenn man ihm nur ein einziges Mal in die Augen geblickt hat.

Ich kann nicht verstehen, wie man das Flehen ignorieren oder übersehen kann.

Und ich kann auch nicht verstehen, wie man sich damit wohlfühlen kann. Also gibt es für mich selbstverständlich keine Alternative zur ausnahmslos vegetarischen Ernährung. Diese seit Jahrzehnten und zu 100% unkompliziert.

Aber was andere für sich beschließen, liegt in deren Entscheidungs- und Verantwortungs-Rahmen, nicht in meinem.

Ich kann es nur, so wie du,
überhaupt nicht verstehen.

Wert der Arbeit

Henry Ford, Arbeit, Nirmalo

Es gibt nicht nur die eine ARBEIT.

Meist ist, wenn von „Arbeit“ die Rede ist, die Lohn-Arbeit gemeint. Die ist aber nur eine von vielen Formen von Arbeit. Deswegen sollte der Begriff, so wie er gerade gemeint ist, genauer definiert werden.

Arbeit = ist niemals Selbstzweck.

Immer lassen sich Gründe benennen für die Tätigkeiten, die wir ebenfalls „Arbeit“ nennen: 

  • Arbeit als Gebet (zB. in Klöstern)
  • Arbeit aus Not; unfreiwillig, weil „nötig“
  • Arbeit zum Vergnügen, aus Freude am Tun
  • Arbeit als Verwirklichung der Gaben/Anlagen/Talente
  • Arbeit als Fürsorge am Menschen oder…  an anderen Wesen

Selbst die Lohn-Arbeit erfüllt viele Funktionen; mehr als nur die eine, die hier unter 1. genannt wird:

  1. Um Geld für den Unterhalt zu verdienen
  2. Die Idee, dem Leben durch sie einen Sinn zu geben
  3. Selbstbestätigung, wertvoller Teil der Gesellschaft zu sein
  4. In der engeren (und weiteren) Familie geachtet zu sein
  5. Dem Tag Struktur zu geben
  6. Der Langeweile zu entgehen
  7. Fernhalten der Armut
  8. Anweisungen folgen zu müssen oder zu dürfen
  9. Erfüllung des Bedürfnisses, gebraucht zu werden
  10. u.s.w.

Der selbstbestimmt Tätige (z.B. ein Künstler) wird sein Tun eher selten „Arbeit“ nennen, obwohl er sagt, daß er „an seinem Werk arbeitet“. Hier steht das Werk, das Ergebnis im Fokus, die Tätigkeit bildet den lustvollen oder auch schweren Weg dort hin.

Meiner Ansicht nach bin ich reich wie ein Krösus – nicht an Geld, aber reich, weil ich in meiner Arbeit etwas gefunden habe, dem ich mich mit Herz und Seele widmen kann und das mich inspiriert und meinem Leben einen Sinn gibt.

– Vincent van Gogh

Materiell gesehen… war dieser Maler ein „Bettler“. Von seinem Bruder bekam er gerade mal ein Almosen für´s Essen, das er aber größtenteils durch den Kauf von Farben dem zugedachten Zweck entfremdete.

Die Lohn-Arbeit taugt zur Vermeidung von Not und Verwahrlosung, aber nicht zur Generierung von (materiellem) Reichtum. Für den monetären Erfolg wird die Arbeit als hinderlich und zeitraubend empfunden und deshalb (möglichst kostengünstig) delegiert:

Der Mensch ist umso mehr wert, je weniger er kostet.

– Heiner Geißler

Wer materiellen Erfolg sucht, wird keine Arbeit annehmen,
wird sich nicht verdingen, wird sich nicht zum Ding machen!

Auch der berühmte Amerikanische Tellerwäscher wurde erst reich, nachdem er das Trockentuch endgültig an den Nagel gehängt hatte, nachdem er damit Schluß gemacht hatte, seine Zeit und Kraft anderen Leuten unter Wert, also viel zu billig zu verkaufen.

Die Arbeit ist eine Ware, die ihr Besitzer, der Lohnarbeiter, an das Kapital verkauft. Warum verkauft er sie? Um zu leben.

– Karl Marx

Händler, die untereinander kaufen und verkaufen, bewegen sich auf Augenhöhe. 

Hier handelt es sich jedoch oftmals eher um ein Verschleudern, als um ein Verkaufen. Ähnlich der Situation, in der jemand etwas ihm Wertvolles in´s Pfandleihhaus bringt, um in seiner Not zu etwas Geld zu kommen.

„Das Kapital“… ist stark übertrieben. Die Mittelstands-Unternehmen sind zwar (vorläufig noch) am Ankauf der Ware „Arbeit“ interessiert, doch sind sie selber, von vergleichsweise wenigen Ausnahmen abgesehen, längst noch nicht „das Kapital“ und werden es auch nicht werden.

Außerdem: Es wird nicht mehr lange dauern und „der Arbeiter“ hat seinen Dienst getan. Er kann gehn. Die autonom arbeitenden Maschinen werden klaglos und erwartungslos seinen Job übernehmen.

Der Mensch…
ist freigestellt.

Wenn wir nicht in der Lage sind, Grund und Boden und Maschinen-Eigentum neu zu bewerten und die entsprechenden Rechte anzupassen, werden in kurzer Zeit die durch die Maschinen produzierten materiellen Güter sinnlos auf Halde liegen, weil kaum jemand noch die Mittel hat, sie zu erstehen.

Arbeit & Lebensunterhalt waren einmal eine unzertrennliche Einheit. Ob auf dem Feld, in der Fabrik oder im Büro, für die meisten Menschen galt…

Keine Arbeit = Kein Lebensunterhalt.

Wir leben in einer Zeitspanne, in der diese Einheit bröckelt. Nun bedarf es einiges an Weisheit, um erstens das deutlich sehen und zweitens entsprechend die Weichen stellen zu können.

Bisher wurden die Waren aller Art (incl. Dienstleistungen) vorwiegend mittels Werkzeug Mensch produziert. Zukünftig werden die Waren aller Art (incl. Dienstleistungen) vorwiegend durch das entsprechend vorprogrammierte Werkzeug Maschine (Roboter) hergestellt.

Der produzierte Wert (beispielsweise des Autos) bleibt, ob durch Mensch oder Maschine hergestellt, der selbe. Die Menge steigt jedoch sprungartig an – bei gleichzeitigem Schmelzen der (Lohn-)Kosten auf eine vernachlässigbare Größe.

Das heißt, die Halde (Menge) der entstehenden materiellen Werte oder Güter wird rasant ansteigen – bei gleichzeitiger Verabschiedung der Beteiligung Mensch.

Da der Mensch nun von der Lohnarbeit freigestellt ist, der Wert der Waren in der Summe aber steigt (oder steigen kann), liegt es auf der Hand, daß der monetäre Wert neu gedacht werden muß und in der Folge… seine Verteilung.

Bisher konnte das Einkommen der meisten Menschen – großteils unter Mitwirkung der Gewerkschaften und unabhängig vom Staat – zwischen Unternehmer < und > Werkzeug Mensch ausgehandelt werden.

Diese Epoche geht schlagartig dem Ende entgegen.

Also muß die Steuer auf den produzierten Wert durch den Staat schnellstens dahingehend justiert werden, daß der freigestellte Mensch in voller Würde in seiner Gesellschaft leben kann, ob er einer wirtschaftlich relevanten Tätigkeit nachgeht… oder nicht.

Und: Wir werden solange kein Kulturvolk sein, bis wir die Politik derart organisiert haben, daß sie ihrer ureigenen Aufgabe gerecht wird und auf die intelligentest mögliche Weise und ausschließlich… dem Gemeinwohl dient. 

Maschine

Das was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist,
daß es ein einheitliches Ganzes bildet, nicht nach Art
eines Haufens, sondern wie eine Silbe, das ist offenbar
mehr als bloß die Summe seiner Bestand-Teile.

– Aristoteles

Das zeigte uns schon die erste Dampfmaschine.

Das zeigt uns jede Maschine. Der Satz des Aristoteles gilt für die mechanische Abteilung unserer Welt. Eine Maschine kann man komplett in ihre Einzelteile zerlegen, ohne ihren Wert zu zerstören. Denn auf umgekehrtem Wege läßt sie sich wieder zusammenfügen und damit dann auch wieder in Funktion setzen.

Die Natur und ihre Lebewesen sind aber keine Maschinen, sondern Organismen. Wir wissen noch nicht, welch großen Schaden wir anrichten, wenn wir das mechanistische Denken auch in der organischen Welt… immer noch weiter anwenden.

Denkformen  📌