Ordnung

Jeder Narr kann Regeln aufstellen und
…jeder Tor wird sich danach richten.

– Henry David Thoreau

Genau das ist der Sinn gesellschaftlicher Regeln. Für weise und freigeistig lebende Menschen sind sie nicht gemacht. 😎

Ordnung ist die Seele aller Dinge.

– Ungarisches Sprichwort

Die Ordnung ist und hat selbst keine Seele.

Seele (hier verstanden als das, was etwas am Leben hält) bekommt jede Ordnung erst durch die übereinstimmende Verabredung.

Wird einer Ordnung Rang und Kraft von Gesetzen zugesprochen, wird diese Art der Verabredung durch Druck erzwungen, nämlich durch die Androhung empfindlicher Nachteile.

Ordnung = ist (hier verstanden als) ein abstraktes Konstrukt zwecks realer Steuerung zum effizienteren Erreichen eines definierten Zwecks.

Gesellschaftliche, staatliche oder wissenschaftliche Ordnung
ist reine Verstandes-Produktion – ohne jeden tieferen Sinn !
Erst durch intelligenten Einsatz wird eine Ordnung sinnvoll.

Die Deutschen brauchen die Ordnung.

Zur Mentalität des Recht-haben-wollen passen klare Regeln nun mal besser als der achtsame Umgang mit dem Nächsten. Letzteres ist dem Ordnung-Liebenden viel zu schwammig.


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Ordnung – wie viel?

Gemeinschaftlich arbeiten ist ohne Ordnung, ohne
daß sich alle dieser Ordnung fügen…,  unmöglich.

– Wladimir Iljitsch Lenin

Ja, aber sie muß intelligent ausgebrütet sein.

Ordnung, Nirmalo

Das ist das Grundgesetz einer intelligent konzipierten Form von Ordnung. Diese Balance sollte lebendig bleiben. Dafür müssen die Parameter (grundsätzlich (!) immer wieder in Frage gestellt und neu angepaßt werden und: Jede Ordnungs-Struktur sollte von mindestens zwei Seiten betrachtet…, gestaltet werden. Das gilt für intelligent konzipierte Strukturen.

Eine unintelligent konzipierte Ordnung
bleibt unlebendig, aufgesetzt und starr,
ist unbegründet von oben her verordnet.

Die Welt ändert sich, die Zeit wechselt, darum ist es gehörig,
daß auch die gesetzlichen Ordnungen verändert werden.

– Lü Bu We

Unbedingt, denn…

Überflüssige Ordnung ist auch Unordnung.

– Russisches Sprichwort

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Ordnung & Macht

Ordnung ist Macht.

– Henri-Frédéric Amiel

Dieser Satz könnte einem soldatischen Heer zugeordnet werden und wäre damit (in diesem Zusammenhang) zutreffend, denn ohne eine hierarchische Ordnung nützt die klügste Strategie nichts, ist selbst der wagemutigste Feldherr mit der größten Armee… vollkommen machtlos. – Ansonsten:

Ordnung ist nicht per se identisch mit Macht  im Sinne von Gewalt!

Grundsätzlich ist sie gedacht als nützliches Hilfskonstrukt – in unterschiedlicher Ausformung – in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen.

Wir ordnens. Es zerfällt.
Wir ordnens wieder und
zerfallen selbst.

– Rainer Maria Rilke

Auch die stärksten Ordnungen zerfallen,
wenn sich Orts- und Zeitgeist… wandeln.

Und ja, wir Ordnungsfanatiker zerfallen auch.

Anstand

Moral = ist ein nicht allgemein gültiges, außergesetzliches, meist unausgesprochenes Konglomerat an Verhaltensvorschriften, welche die regionalen gesetzlichen Regelungen überschneiden, sogar konterkarieren können. Das jeweilige Konglomerat stellt eine Mischung aus anteilig regional-gesellschaftlichen und anteilig religiös begründeten Kodizes dar.

Wer z.B. über die „Burka“ redet, spricht – ob er davon weiß oder nicht – allgemein über Moral.

Da wir schließlich in keinem moral-freien Raum leben, sollten wir aus Vergleichs- und Verstehens-Gründen auch unser Verhalten betr. „anständige Kleidung“ beleuchten.

ANSTAND

Ein Verhalten, das in einer Moral als „anständig“ bezeichnet wird, befindet sich in zwar leichter, aber dennoch in stetiger Veränderung.

Hier verschiedene Grade des Anstands am Beispiel der Bekleidung von Frauen in der Öffentlichkeit:

7 – Burka (Totalverschleierung)
6 – Verschleiert
5 – Kopftuch
4 – Bekleidung (lang)
3 – Kurze Bekleidung (Minirock)
2 – Spärlichste Bekleidung
1 – Nacktheit 

Daß – bei genauerem Hinsehen – ein allen Bekleidungsordnungen gemeinsames Prinzip zu Grunde liegt, ist unstrittig. Verschieden ist nur der „Grad des Anstands“: In welcher sozialen Konstellation welche Bekleidung als „unanständig“ angesehen wird, ist unterschiedlich gesetzt.

Der natürliche Zustand unseres Körpers ist Nacktheit.

Alle weitere Kleidung ist kultureller Ausdruck. Wobei die jeweilige Moral den kulturellen Ausdruck wesentlich mitbestimmt. Von witterungs- und anderen praktischen Gründen abgesehen, bekleiden wir uns aus Gründen der aktuell greifenden Moral. Wir gehen nicht unbekleidet aus dem Haus und selbst in einer einsamen Bucht, im Hochsommer… schnappen wir nach der Badehose.

Die uns ursprünglich und eigentlich fremde Moral haben wir internalisiert. Das heißt, es ist uns nicht bewußt, wie sehr wir ihr entsprechend, ihrem Programm gemäß funktionieren.

In unserer Kleidung stecken nicht mehr als 5% Persönliches; alles andere ist Anpassung. Wir handeln unbewußt und voll-automatisch nach ungeschriebenen Regeln und nennen das dann… „anständig“.

Der Unterschied zwischen einem String und einer Burka ist marginal:
Beide sind Bekleidungsstücke und beide sind… Accessoires der Moral.

Gesetze

Gute Menschen brauchen keine Gesetze, um gezeigt zu bekommen, was sie nicht dürfen, während böse Menschen einen Weg finden werden, die Gesetze zu umgehen.

– Platon

Das Ding wird man dir untergeschoben haben, lieber Platon, andernfalls:

Es gibt ihn nicht, den Gutmensch und
ebenso wenig gibt es den Bösmensch

Je nach dem, auf welchem Level unserer geistigen Reife wir uns gerade befinden, wird man unser Handeln – grob unterscheidend – in moralisch „gut“ oder „böse“ bewertend einteilen können.

Mit egoistischem Handeln um (fast) jeden Preis, halten wir uns auf den niedrigsten Stufen (1) und (2) der Geistigen Reife gefangen.

Während, in der Tat, der Mensch im Zustand eines höheren Levels der Geistigen Reife, keine Gesetze braucht. Denn er handelt bereits auf natürliche Weise so, daß er keinem anderen schadet. In diesem Fall wird keine Ethik gebraucht.

Ab der Stufe (4) der Reife ist das Gemeinwohl-Denken kein „Neuland“ mehr.

Das Gesetz = ist ein für die Gesellschaften notwendiges Hilfskonstrukt, damit die Masse der Menschen, die sich vorwiegend auf den unteren Stufen der Geistigen Reife aufhalten, in Bezug auf ihr Handeln… von Außen klare Orientierungs-Unterstützung bekommen.