
Eigentlich ist es eine ehrenvolle Aufgabe der Schule, nach Kräften die Eigenständigkeit der Schüler zu fördern. Die Eigenständigkeit im Denken gehört selbstverständlich in erster Reihe dazu.
Aber nicht nur das Nach-Denken, gleichermaßen sollte das Vor-Denken und drittens das Organisch-Denken gelehrt und geübt werden und:
Zur Eigenständigkeit im Denken gehört voraussetzend das Wissen um die eigene Konditionierung! Denn nichts von ihr zu wissen bedeutet, nicht zu wissen, daß man in festgelegten Spuren – also eben nicht „eigenständig“ – denkt.
Das In-Spuren-Denken…
schließt freies Denken aus.
Es bedarf eines höheren Grades an geistiger Reife, um überhaupt die Notwendigkeit des bewußtem Umgang mit Phänomenen wie der Konditionierung und was uns sonst noch das eigenständige Denken behindert, erkennen und gemeinsam mit den Schülern entsprechend beleuchten zu können.
Daß unsere Lehrer, Schulleiter und Kultusminister diesen Reifegrad aufweisen und in der Folge Bewußtheit an den Schulen thematisiert und gefördert wird, konnte bisher nicht festgestellt werden. Also stecken auch heute noch einige größte Fehler in dem System, das wir Schule nennen, lieber Gotthold Ephraim.
Die Erziehung ist der beste Freund der Entwicklung des Menschen.
– Gotthold Ephraim Lessing
Nicht die Erziehung, sondern:
Liebe ist die beste Freundin der Entwicklung des Menschen.
Gutgesinnte Unterstützung bei der Entfaltung des Menschen – also das, was du wohlwollend gemeint Erziehung nennst, ist unausweichlicher Nebeneffekt.
Doch sowohl dem Wort Erziehung, als auch der Intention, die mit ihr verbunden ist, haftet Gewalt an. Deshalb bevorzuge ich den Begriff…
Entfaltung
Unterstützung ja, aber die Entfaltung… geschieht von selbst. Je liebevoller (heiter-freudig) die Umgebung, desto leichter geschieht Entfaltung, in der auf verschiedenen Ebenen viel Lernen passiert.
Du kannst dir einen frisch geschlüpften Schmetterling oder die aufbrechende Knospe einer Mohnblume vorstellen: Ziehen verletzt.
Wir können niemandem etwas einpflanzen, wenn die Grundlagen für die Möglichkeit des Wachsens und Blühens nicht bereits angelegt sind. Aber vieles, vielleicht sogar das meiste von dem, was angelegt ist, kann sich unter günstigen Bedingungen optimal entfalten.
Und für einen Teil dieser günstigen Bedingungen dürfen wir uns verantwortlich fühlen.

Das Wort „Erziehung“ sollte gegen ein passenderes ausgetauscht
werden, es ist verdorben, gewaltgetränkt. Das an sich schöne Zitat
des Rudolf Steiner könnte noch besser klingen. Hier mein Vorschlag:
