Kommunikation

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Zu viele Menschen machen sich nicht klar, daß wirkliche Kommunikation eine wechselseitige Sache ist.

Lee Iacocca                 

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Lauterkeit in der Kommunikation

Eine Äußerung ist dann lauter,
wenn sie in der Absicht… klar,
offen, ehrlich und achtend ist.

Selbst eine starke, aber authentische Emotion (wie z.B. Wut) ist ein weit geringeres Problem, denn Falschheit. 

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Zuhören

Wenn Sie wirklich zuhören, dann geschieht dabei ein Wunder. Das Wunder besteht darin, dass Sie ganz bei dem sind, was gesagt wird, und gleichzeitig ihren eigenen Reaktionen lauschen. Die höchste Krone des Helden ist die Besonnenheit mitten in den Stürmen der Gegenwart.

– Jean Paul

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Die Kriterien

01. Klarheit… im Ausdruck
02. Sparsamkeit… in der Wortmenge
03. Einfachheit… in der Formulierung
04. Sachlichkeit… in der Aussage
05. Ehrlichkeit… in der Absicht
06. Achtung… im Persönlichen; Anerkennung des Anderen
07. Offenheit… im Zuhören; im Verstehen-wollen
08. Bereitschaft… zu Einsicht und Erkenntnis
09. Akzeptanz… der besseren Idee, des stichhaltigen Arguments
10. Einverständnis… grundsätzlich dem Ego nicht viel Raum zu geben

Ergänzend für die schriftliche Kommunikation:

11. Zitate… als solche kennzeichnen + Nennung des Autors
12. Zitieren… knapp, aber präzise – damit jeder Leser weiß,
      auf welchen Satz(teil) genau sich der Antwortende bezieht.

Je reifer die Beteiligten, desto weniger strapazieren sie die „persönliche“ Ego-Ebene (2), desto mehr sind sie in der Lage „zur Sache“, also thematisch zu kommunizieren (4) und desto mehr werden sie sich von den höheren Ebenen, beispielsweise von der Weisheit (6) inspirieren lassen.

Über all solchen Empfehlungen darf ein Wert nicht aus dem Blick geraten: Die Freiheit der Rede, insgesamt die Freiheit im Ausdruck.

Erheblich begünstigt wird eine reibungslose, aber konstruktive Interaktion durch die insgesamt heitere Grundstimmung der Teilnehmer:

Leichtigkeit. . .  sollte erwünscht sein. 😎

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Rhetorik

Es ist ein verkürzter Sinn von Rhetorik, der in ihr eine bloße Technik und gar ein bloßes Instrument gesellschaftlicher Manipulation sieht. In Wahrheit ist die Rhetorik eine wesentliche Seite allen vernünftigen Verhaltens.

― Hans-Georg Gadamer

Rhetorik = ist der Ausdruck einer Rede.

Intention

Hans-Georg: „In Wahrheit ist die Rhetorik…“

Schon das… ein Hauch von Manipulation. 😃 Nicht entweder Manipulation ODER etwas anderes, sondern über die Rhetorik ist Mehreres gleichzeitig möglich.

Rhetorik ist ein Kommunikations-Werkzeug. Ob sie das Eine oder etwas anderes ist, entscheidet primär die Absicht des Vortragenden.

Hans-Georg: „…die Rhetorik eine wesentliche Seite allen vernünftigen Verhaltens“

Nein, Hans-Georg, mit der Vernunft, der Ratio, der logischen Abteilung des Verstandes hat die Rhetorik eben nichts (!) zu tun. Die steckt bereits im Inhalt der Rede.

Die Rhetorik ist allein für den Ausdruck zuständig.

Potenzial

◾ Erstens bietet die Rhetorik die Möglichkeit, einen „trockenen“ Inhalt etwas „saftiger“ rüber zu bringen, weil sie auch die Emotionen der Zuhörer berühren und sogar… mit ihnen spielen kann.

◾ Zweitens bietet sie die Möglichkeit, das Gesagte besser zu verstehen und leichter im Gedächtnis zu behalten.

◾ Drittens kann sie den Unterhaltungswert enorm steigern, ohne zwangsläufig die Qualität der Rede zu mindern.

◾ Viertens: Und ja, auch für jemanden, der Menschen manipulieren will, ist die Rhetorik ein geeignetes Mittel, da man mit ihr spielend leicht (auch massenpsychologisch) das Unterbewußte erreichen/steuern kann.

Paul Natterer: „…dass der beste Schutz gegen kommunikative Übertölpelung und die beste Immunisierung gegen mediale Gehirnwäsche rhetorische Kompetenz ist“

Der beste Schutz gegen „kommunikative Übertölpelung“ (Manipulation) ist nicht, die eigene Rhetorik dagegen zu setzen (Waffengleichheit), sondern das Erkennen der Absicht des Rhetorikers.

Diese Fähigkeit setzt allerdings eine gewisse Reife voraus.

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Im Spiegel der Reife

Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern schon zu besitzen.

– Romain Rolland

Die folgenden drei Stufen aus der Skala (17) der Geistigen Reife sind die, welche in allen möglichen Kommunikations-Situationen und Meetings vorherrschen und damit wesentlich das Geschehen bestimmen.

A – Typ Kleinkind (2)
B – Typ Erwachsener (4)
C – Typ Lehrer (5)

Die Qualität der Treffen und deren Ergebnisse hängt davon ab, wie viel bzw. wie wenig die untere Stufe, die Ebene (2) zum Tragen kommt.

Eine vergleichsweise unreife Gruppe kann ihr Manko manchmal auch dadurch ausgleichen, daß eine Person – im Einverständnis mit den anderen – die Lehrer-Rolle (5) übernimmt, zumindest aber die des Moderators.

Typische Merkmale
der drei Reife-Stufen in einer Kommunikations-Situation:

A – Kleinkind
Die Reife-Ebene (2) in der Kommunikation

Diese Ebene weist sich aus durch z.B….

  • ständiges oder häufiges Nölen, Prötteln und Stänkern aus.
  • Statt auf der sachlichen Ebene (die Sache betreffend) zu bleiben, wird vorwiegend auf der persönlichen Ebene lamentiert.
  • Kaum oder gar nicht ausgebildete Fähigkeit, eine höhere Ebene einzunehmen, als die des Kleinkindes.
  • Die Neigung, den oder jemand anderen abzuwerten.
  • Unklarheit in den tatsächlichen Absichten hinter den Äußerungen.
  • Tendenz, den oder die Teilnehmer von einer sachlichen (konstruktiven) oder weisen Ebene auf eine niedrigere, möglichst auf eine kindliche (alberne), herunter zu ziehen.

B – Erwachsener
Die Reife-Ebene (4) in der Kommunikation

Sie ist erkennbar unter anderem durch…

  • Übernahme von Verantwortung.
  • Der Teilnehmer kann gut an und bei der Sache bleiben, kann das Thema oder die Aufgabe im Blick halten.
  • Er muß nicht alles denken, sagen und schreiben, was ihm in den Kopf kommt, sondern ist in der Lage, unter den Kriterien von Relevanz und Weisheit, eine Auswahl treffen können.
  • Es besteht die Fähigkeit, die Ebenen sehen und auch wechseln zu können.
  • Er ist in der Lage, auf Augenhöhe sein und bleiben zu können.
  • Und vor allem kann er sich kreativ und konstruktiv (!) einbringen.

C – Lehrer
Die Reife-Ebene (5) in der Kommunikation

Die Lehrer-Ebene kommt zum Tragen und wird gebraucht, sobald sich ein Informationsgefälle… oder ein Gefälle in der Reife zeigt. Dieser Typus zeichnet sich aus durch die Fähigkeit,

  • das Ego außen vor lassen zu können,
  • die Stufe der höheren Reife halten zu können,
  • Strukturen erkennen und geben zu können,
  • die Tür zur Weisheit offen halten zu können,
  • niemanden abwerten zu müssen sondern im Gegenteil, jeden in seiner Einmaligkeit (an-)erkennen zu können und
  • sogar inmitten der Kommunikation nach Innen gehen zu können.

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Faules Geschwätz

Laßt kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.

– Eph 4,29

Dasselbe gilt selbstverständlich auch für das geschriebene Wort.

Solch ein faules Geschwätz,
das nennt man auch labern.

Das unbewußte Drauflosquasseln findet auf den unteren Ebenen der Geistigen Reife statt.

Der Sprach-Code spielt bezüglich der Höhe der Reife keine Rolle, denn der Gehalt macht es, der geistige Anteil – und nicht der sprachliche, denn der ist von untergeordneter Bedeutung.

Sprache ist
Formsache.

Ob elaboriert oder restringiert, in Bezug auf
die Geistige Reife spielen Codes keine Rolle.

Ob jemand mit Bildzeitungs-Code labert, mit einem distinguierten oder einem elaborierten Code, mit einem „Asi“- oder einem Satire-Code, oder ob jemand mit akademischem Code labert, macht keinen Unterschied:

Labern ist labern.

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Ein gutes Gespräch

Für ein gutes Gespräch sind die Pausen genauso wichtig, wie die Worte.

– Heimito von Doderer

Wenn wir uns einigermaßen intelligent verhalten, werden wir uns auch unsere Kommunikations-Muster ansehen und in der Folge zwischen Gespräch und Labern unterscheiden wollen.

Wir können das LABERN ganz einfach ab-
brechen, indem wir Bewußtheit einbringen. 

Das wiederum kann ganz leicht mit einem deutlichen »stopp!« geschehen. Wir müssen nur ein bißchen mutig sein, 😎 denn solche abrupten Darstellungs-Unterbrechungen mag unser Ego gar nicht! Soo gerne sondert es doch alte Erinnerungen und assoziative Gedanken-fetzen-ketten ab – wie unattraktiv diese auch sein mögen.

Ein gutes GESPRÄCH beinhaltet die Achtsamkeit gegenüber allen übrigen Teilnehmern, beinhaltet Bewußtheit und auch Momente der Stille. Je mehr Teilnehmer und je öfter sie in ihrer Mitte sein können, je mehr Präsenz also, desto edler das Gespräch.

Erklärung, Paulo Coelho, Nirmalo,

Weisheit

Weisheit ist, sich selbst zugunsten von etwas Höherem zurückzunehmen.

 ~ William Saroyan

Manchmal kann es aber hilfreich sein, wenn inmitten einer Arbeitsgruppe eine wache Person sitzt. Diese befindet sich „außerhalb der Kommunikation“, ist also ganz bei sich, in ihrer Mitte.

Der „Lärm“ des Gesprächs hilft dieser einzelnen Person bei der Meditation und die meditierende Person hilft der Gruppe, indem sie sie wortlos an ihre Mitte erinnert.

Dieser Part kann jederzeit getauscht, also von jeder anderen Person übernommen werden.

Sollte sich das Gespräch dennoch mal im Emotionalen verhakeln, kann die „wache Person“ zu einer kurzen Meditation einladen:

Alle Beteiligten schließen die Augen und… tauchen
für wenige Minuten entspannt in ihre eigene Mitte.

Das kann zu jeder Zeit – und wann immer erforderlich – wiederholt werden.

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Schreiben

Wer nachlässig schreibt, legt dadurch zunächst das Bekenntnis ab, daß er selbst seinen Gedanken keinen großen Wert beilegt. Denn nur aus der Überzeugung von der Wahrheit und Wichtigkeit unserer Gedanken entspringt die Begeisterung, welche erfordert ist, um mit unermüdlicher Ausdauer überall auf den deutlichsten, schönsten und kräftigsten Ausdruck bedacht zu sein. – Flüchtiger, nachlässiger, schlechter Stil bezeugt eine beleidigende Geringschätzung des Lesers.

Arthur Schopenhauer 

Schopenhauer-2+.jpg

Der Redliche gibt sein Bestes und
schwatzt nicht einfach so dahin.

Voraussetzung dafür ist jedoch eine gewisse Geistige Reife. Sonst kann diese innere Notwendigkeit als solche nicht erkannt werden.

Zeichnung: Wilhelm Busch

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Rücksichtnahme

Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.

– Orson Welles

Ja, das kann schon grauslig sein, wenn jemand einfach drauflos brabbelt; wenn er 1:1 weiter gibt, was ihm der Verstand auf die Zunge bröckelt. Selbstverständlich gilt das auch für Geschriebenes. Dabei ist es egal, ob jemand studiert hat, gebildet, viel-wissend, oder das alles nicht ist.

Es ist eine Frage der Ebene der Reife, von der aus wir gerade sprechen oder schreiben.

Deine Klage gründet also nicht wirklich darauf, daß „viele Menschen mit leerem Kopf sprechen“, sondern darauf, daß der viel zu voll ist, der Kopf und… die Menschen keine Auswahl treffen.

Die Menschen gönnen sich und uns keinen
geistigen Abstand…  zu dem, was sie sagen.

Versuch´ selber mal, „mit leerem Kopf“ zu sprechen.  ―  Es lohnt sich, in die Stille zu gehen, bevor wir uns mitteilen. Ist auch eine Frage des Mitgefühls.

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Wenn es möglich ist, ein Wort zu streichen, streiche es!

– Orson Welles

😎 Yes. In diesem Sinne…

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