Taktik

Der Weise gewinnt mehr Vorteile durch seine Feinde als der Dummkopf durch seine Freunde.

Benjamin Franklin 

Das sagt, daß er wohl ein recht guter Taktiker ist und gleichzeitig, daß er Weisheit mit Klugheit und Cleverness verwechselst, aber…

Weisheit und Taktik schließen sich aus.

I – Man könnte meinen, daß es sich beim Autor dieses Zitates um einen Dummkopf handelt, aber „den Dummen“ gibt es genau so wenig, wie es „den Weisen“ gibt. Denn beides – Dummheit und Weisheit – sind Kurzzeit-Phänomene, deren „Existenz“ nicht ohne Referenz auskommt. 

II – Weisheit ist nahe mit der Wahrheit und der Liebe verwandt; die Taktik hingegen mit der Lüge und der Angst. 

III – Vielleicht ist es ihm im Rahmen seiner Intentionen nützlich, die Menschen in Freund und Feind zu unterscheiden, aber… Weisheit macht diese Trennung nicht mit. Den „Feind“-Begriff brauchen wir nur im Rahmen von Angst oder in einem von Macht(-ausübung). Herrn Franklin geht es wohl um Macht.

IV – Clever seinen Vorteil ausmachen, diesen anstreben und nutzen, ist eine Form der Klugheit und entspricht der Stufe (2) der Geistigen Reife. Weisheit ist auf der (6) zuhause.

Im Rahmen von Machtspielen ist Taktik unabkömmlich. Bereits im Mühle-Spiel wird sie dringend gebraucht! Nur hat sie nichts mit Weisheit zu tun, denn…

Weisheit strebt keinen Vorteil an.

Anstand

Moral = ist ein nicht allgemein gültiges, außergesetzliches, meist unausgesprochenes Konglomerat an Verhaltensvorschriften, welche die regionalen gesetzlichen Regelungen überschneiden, sogar konterkarieren können. Das jeweilige Konglomerat stellt eine Mischung aus anteilig regional-gesellschaftlichen und anteilig religiös begründeten Kodizes dar.

Wer z.B. über die „Burka“ redet, spricht – ob er davon weiß oder nicht – allgemein über Moral.

Da wir schließlich in keinem moral-freien Raum leben, sollten wir aus Vergleichs- und Verstehens-Gründen auch unser Verhalten betr. „anständige Kleidung“ beleuchten.

ANSTAND

Ein Verhalten, das in einer Moral als „anständig“ bezeichnet wird, befindet sich in zwar leichter, aber dennoch in stetiger Veränderung.

Hier verschiedene Grade des Anstands am Beispiel der Bekleidung von Frauen in der Öffentlichkeit:

7 – Burka (Totalverschleierung)
6 – Verschleiert
5 – Kopftuch
4 – Bekleidung (lang)
3 – Kurze Bekleidung (Minirock)
2 – Spärlichste Bekleidung
1 – Nacktheit 

Daß – bei genauerem Hinsehen – ein allen Bekleidungsordnungen gemeinsames Prinzip zu Grunde liegt, ist unstrittig. Verschieden ist nur der „Grad des Anstands“: In welcher sozialen Konstellation welche Bekleidung als „unanständig“ angesehen wird, ist unterschiedlich gesetzt.

Der natürliche Zustand unseres Körpers ist Nacktheit.

Alle weitere Kleidung ist kultureller Ausdruck. Wobei die jeweilige Moral den kulturellen Ausdruck wesentlich mitbestimmt. Von witterungs- und anderen praktischen Gründen abgesehen, bekleiden wir uns aus Gründen der aktuell greifenden Moral. Wir gehen nicht unbekleidet aus dem Haus und selbst in einer einsamen Bucht, im Hochsommer… schnappen wir nach der Badehose.

Die uns ursprünglich und eigentlich fremde Moral haben wir internalisiert. Das heißt, es ist uns nicht bewußt, wie sehr wir ihr entsprechend, ihrem Programm gemäß funktionieren.

In unserer Kleidung stecken nicht mehr als 5% Persönliches; alles andere ist Anpassung. Wir handeln unbewußt und voll-automatisch nach ungeschriebenen Regeln und nennen das dann… „anständig“.

Der Unterschied zwischen einem String und einer Burka ist marginal:
Beide sind Bekleidungsstücke und beide sind… Accessoires der Moral.

Axt oder Wahrheit

Ein Buch muss die Axt sein
für das gefrorene Meer in uns.

…meint – wohl etwas fröstelnd – Franz Kafka

Es ist nicht
die Axt, lieber Franz, die befreit,
es ist die Wahrheit, die das Eis schmelzen läßt.

Aber solange wir nicht bereit sind, radikal wahr zu sein, nützen uns auch keine Bibliotheken. Wir könnten „das weiseste Buch der Welt“ lesen…, solange wir es nicht im Wahrheitsmodus lesen, wird es uns nichts nützen.

Und umgekehrt: Demjenigen, der bereit ist für die Wahrheit, werden sich unweigerlich die Tore der Weisheit von ganz allein und sehr weit öffnen, ohne daß er auch nur ein einziges Buch lesen müßte.

Die Axt eignet sich bestens für´s Holzhacken!
Und das Buch…, zum Feuer machen. 😊

Intelligenz des Herzens

Wer nicht den tiefen Sinn des Lebens
Im Herzen sucht, der sucht vergebens.
Kein Geist, und sei er noch so reich,
Kommt einem edlen Herzen gleich.

Friedrich von Bodenstedt

Es ist der intellektuelle Verstand, der sich gerne als (all-)wissenden, also als reichen Geist versteht, der aber in Wirklichkeit nichts weiter ist, als bloßer Schein.

Üblicherweise wird die Weisheit im Bereich des Wissens vermutet. Dort ist sie aber nicht zu finden. Denn diese Art Wissen ist nichts als angesammelter Ballast… zudem auch noch second-hand.

Wissen ansammeln ist mit dem „brauchen“, der kindlichen (2) Ebene der Geistigen Reife zuzurechnen, während die „gebende“ Weisheit die Ebene (6) der Reife bildet.

Intellektuelles Wissen
ist von anderen abhängig.

Umgekehrt ist derjenige, welcher „arm im Geiste“, also „arm an Wissen“ und nicht besonders verstandesaktiv ist, sondern mehr in der geistigen Leere, in seiner Mitte verweilt, viel näher dran, an der Weisheit.

Weisheit… ist autonom.

Sie ist keine Sache des Alters, sondern eine des Mutes, der Courage. Manchmal ist sogar ein junger Mensch couragiert genug.

Weisheit googelt nicht.
Sie ist keine Bildungsangelegenheit.

Etwas poetischer formuliert: Wer „reinen Herzens“, wer liebend ist, schöpft ganz nebenbei und absichtslos… aus dem Quell der Weisheit. Doch Liebe, Mitgefühl und Dankbarkeit überflügeln mühelos… noch die Weisheit.

Liebe ist
höchste Weisheit.