Anarchie

Den Staat zerschlagen! Anarchistische Staatsverständnisse (Buchtitel)

– Tobias Rosswog

„Den Staat zerschlagen“ wollen ist so ähnlich, als wenn jemand seine Hausverwaltung zertrümmern wollte. Warum so etwas tun wollen, sofern man die Pubertät erfolgreich hinter sich gebracht hat?

Die Geistige Reife der Phase Pubertät (3) steht für die Zeit, in der die gewohnten Werte symbolisch „zertrümmert“ werden. Man protestiert, demonstriert, rebelliert, demoliert… Man schlägt über die Stränge.

Diese Phase ist sehr wichtig
für die Entwicklung des „Rückgrats“,
des Selbstbewußtseins, der eigenen Stärke…

Erst dann folgt auf der nächsten Ebene die Erwachsenen-Reife (4). Sie steht für das Konstruktive und für das latent Befähigtsein zur Übernahme von Verantwortung.

Solange so viele Menschen so gerne ihre Unreife zum Besten geben, sollten wir nicht die Anarchie propagieren. Das wäre übrigens ein deutliches Zeichen für die eigene kindische (Un-) Reife (2). So jemandem wäre es wohl komplett egal, ob erst einmal das Chaos herrscht und folgend die Stärksten (und vermutlich Dümmsten) die Herrschaft an sich reißen. Ganz sicher wäre das noch nicht der Weisheit letzter Schluß.

Anarchie (die nicht Chaos, Gewalt und Verwahrlosung von Massen bedeutet) ist dann möglich, wenn die Gesellschaft eine liebende ist, wenn sie reif genug ist dafür, wenn Intelligenz, Mitgefühl und Weisheit keine Fremdwörter sind.

Doch selbst dann sind (viele) staatliche Strukturen
sinnvoll, die das Miteinander regelnd begünstigen.

Reife  📌  Ordnung  📌

Paradox

Wir brauchen keine (…) Staats“gewalt“ in Form von Repression.

– Christian Fender

Ja, die brauchen wir nicht. 

  • Repression ist eine Mißbildung von Macht.
  • Staatsgewalt ist aber nicht per se bereits Repression. 

Die Staatsmacht, oder der starke Staat hat zur Aufgabe, kraftvoll, also erfolgreich den Raum frei zu halten für bestmögliches Gelingen des freien Handelns seiner Bürger.

So erlebe ich die Straßenverkehrsordnung zwar als eine Einengung MEINES freien Handelns, die jedoch in der guten Absicht verfaßt wurde, ein möglichst freies und reibungsloses Interagieren ALLER Beteiligten zu ermöglichen.

Diese Art Einengung
ist nicht Repression.

Sie ist mir neben der Einschränkung durch Reglementierung, gleichzeitig auch ein staatlich (gemeinschaftlich) geschützter Raum der Freiheit.

Wollen wir das Handeln einer Staatsmacht in einer konkreten Situation bewerten, müssen wir die Intention der Leitung dieser Macht kennen.

Gesetze – Ersatz für Weisheit

„Gott hat auf die Gesetzestafeln das geschrieben,
was die Menschen nicht in ihrem Herzen lasen.“

Aurelius Augustinus von Hippo

Gesetze – welcher Art auch immer – sind nur deswegen nötig, weil wir glauben, getrennt zu sein.

Die daraus resultierende Angst verleitet uns dazu, das Eigenwohl über das Gemeinwohl zu stellen. Damit überantworten wir uns den primitivsten Überlebens-Instinkten und deren Verformungen, die wir als Machtmißbrauch, Egoismus, Gier, Mißgunst und Geiz kennen.

Auf dieser Basis kann keine Gesellschaft funktionieren, die auf Zu-Frieden-heit, auf Balance, auf Harmonie aus ist: Es bilden sich Gruppierungen, die – auf Kosten der Allgemeinheit – das „Recht des Stärkeren“ durchsetzen.

Um dies zu verhindern, hat man den (starken) Staat geschaffen. Er wurde installiert, um – stellvertretend für alle, also im Namen aller – die stärkste ordnende Hand zu bilden.

Das „Recht des Stärksten“ wird nun in den Staat projiziert. Alle Kräfte müssen sich ihm und seinen Gesetzen unterwerfen, bzw. der Staat setzt sie machtvoll durch.

Um wiederum zu verhindern, daß der Staat selbst zum Despoten wird, ist es erforderlich, daß das Herz oder die Weisheit (sie sind letztlich Synonyme) nicht draußen vor den Parlamenten bleiben!

Bisher sollten „Parteien“ eine der Sicherungen vor möglichem Macht-Mißbrauch des Staates bilden. Inzwischen sind wir aber an einem Scheideweg angelangt:

Die Parteien selbst bilden die Blockaden, welche schnelle und intelligente Lösungen von Problemen verhindern und statt dessen über den Einfluß Dritter und deren nicht offen sichtlicher Interessen, zusätzlich neue generieren. Die eingangs genannten Auswüchse dringen über die Parteien und andere Interessengruppen immer stärker in die Parlamente ein.

Wir schulden es dem Bürger und dessen zunehmender Aufmerksamkeit und benötigen deshalb dringend…

  1. Weisheit in die Parlamente
  2. Echte (!) Bürgerbeteiligung
  3. Größtmögliche Transparenz

Echte (!) Bürgerbeteiligung  📌

Universum, Ordnung & Verstand

„Wir finden ein Universum vor, das in einem unvorstellbaren Grad geordnet ist.“

– Markus Widenmeyer

Ja, diese Komplexität der „Ordnung“ ist uns unbekannt und unvorstellbar.

„Seine Ordnung gehorcht mathematischen Prinzipien, die der menschliche Geist erfassen kann.“

– Markus Widenmeyer

Das ist Quark. Ordnung, Gehorsam, Mathematik, Prinzip… sind sämtlichst Ideen unseres vorzugsweise linear funktionierenden menschlichen Verstandes. Wenn unsere Denk-Schablonen gelegentlich auf einen winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit zu passen scheinen, können wir „Heureka!“ rufen und Bücher füllen, haben damit aber noch nichts Relevantes verstanden.

Das Universum gehorcht nicht unseren kleinen mathematischen „Prinzipien“. Das ist einfach nur albern. Es würde ja voraussetzen, daß unsere mathematischen (logischen) Ideen größer wären als das Universum. 🤗

Unsere Haupt-Denk-Art ist linear. Das Universum zeigt uns aber seine Komplexität, die wir mit unseren Sinnen (incl. aller kognitiver Fähigkeiten) nicht erfassen, nicht einmal erahnen können.

Um das Universum wenigstens im Ansatz verstehen zu können, müßten wir mindestens spielend organisch denken können. Aber dafür ist unser Tages-Verstand nicht ausgelegt.

Einiges läßt sich mit unseren kindlichen „Prinzipien“ abbilden und manches funktioniert sogar „objektiv“. Hier können wir forschen und unseren Wohlstand (oder Untergang) generieren, aber verstanden haben wir bis dahin noch nichts. Blindes Herantasten an die Wirklichkeit unserer Existenz… trifft es schon eher.

Könnten wir auch nur ein klein wenig organisch denken, dann gäbe es z.B. keinen Plastik-Müll in den Meeren, denn dann gäbe es gar keinen Müll. Dann gäbe es keine Kernkraftwerke, also auch keinen radioaktiv strahlenden Abfall.

Die meisten Probleme generieren wir damit,
daß wir meistens linear, also logisch denken.

Das heißt nicht, daß uns nicht mehr zur Verfügung steht, doch alles Weitere geht dem Verstand über sein Fassungsvermögen.

Jeder Handwerker kennt die Begrenztheit seiner Werkzeuge – der Wissenschaftler offenbar noch nicht. Doch das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gute Arbeit! In der Wissenschaft genauso, wie im übrigen Handwerk.

Ordnung

Jeder Narr kann Regeln aufstellen und
…jeder Tor wird sich danach richten.

– Henry David Thoreau

Genau das ist der Sinn gesellschaftlicher Regeln. Für weise und freigeistig lebende Menschen sind sie nicht gemacht. 😎

Ordnung ist die Seele aller Dinge.

– Ungarisches Sprichwort

Die Ordnung ist und hat selbst keine Seele.

Seele (hier verstanden als das, was etwas am Leben hält) bekommt jede Ordnung erst durch die übereinstimmende Verabredung.

Wird einer Ordnung Rang und Kraft von Gesetzen zugesprochen, wird diese Art der Verabredung durch Druck erzwungen, nämlich durch die Androhung empfindlicher Nachteile.

Ordnung = ist (hier verstanden als) ein abstraktes Konstrukt zwecks realer Steuerung zum effizienteren Erreichen eines definierten Zwecks.

Gesellschaftliche, staatliche oder wissenschaftliche Ordnung
ist reine Verstandes-Produktion – ohne jeden tieferen Sinn !
Erst durch intelligenten Einsatz wird eine Ordnung sinnvoll.

Die Deutschen brauchen die Ordnung.

Zur Mentalität des Recht-haben-wollen passen klare Regeln nun mal besser als der achtsame Umgang mit dem Nächsten. Letzteres ist dem Ordnung-Liebenden viel zu schwammig.


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Ordnung – wie viel?

Gemeinschaftlich arbeiten ist ohne Ordnung, ohne
daß sich alle dieser Ordnung fügen…,  unmöglich.

– Wladimir Iljitsch Lenin

Ja, aber sie muß intelligent ausgebrütet sein.

Ordnung, Nirmalo

Das ist das Grundgesetz einer intelligent konzipierten Form von Ordnung. Diese Balance sollte lebendig bleiben. Dafür müssen die Parameter (grundsätzlich (!) immer wieder in Frage gestellt und neu angepaßt werden und: Jede Ordnungs-Struktur sollte von mindestens zwei Seiten betrachtet…, gestaltet werden. Das gilt für intelligent konzipierte Strukturen.

Eine unintelligent konzipierte Ordnung
bleibt unlebendig, aufgesetzt und starr,
ist unbegründet von oben her verordnet.

Die Welt ändert sich, die Zeit wechselt, darum ist es gehörig,
daß auch die gesetzlichen Ordnungen verändert werden.

– Lü Bu We

Unbedingt, denn…

Überflüssige Ordnung ist auch Unordnung.

– Russisches Sprichwort

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Ordnung & Macht

Ordnung ist Macht.

– Henri-Frédéric Amiel

Dieser Satz könnte einem soldatischen Heer zugeordnet werden und wäre damit (in diesem Zusammenhang) zutreffend, denn ohne eine hierarchische Ordnung nützt die klügste Strategie nichts, ist selbst der wagemutigste Feldherr mit der größten Armee… vollkommen machtlos. – Ansonsten:

Ordnung ist nicht per se identisch mit Macht  im Sinne von Gewalt!

Grundsätzlich ist sie gedacht als nützliches Hilfskonstrukt – in unterschiedlicher Ausformung – in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen.

Wir ordnens. Es zerfällt.
Wir ordnens wieder und
zerfallen selbst.

– Rainer Maria Rilke

Auch die stärksten Ordnungen zerfallen,
wenn sich Orts- und Zeitgeist… wandeln.

Und ja, wir Ordnungsfanatiker zerfallen auch.