Lernen

Lernen, Nirmalo,

Einige Formen des Lernens finden unbewußt statt, anderer können wir uns bewußt sein. Einige können wir beabsichtigen, andere finden unabsichtlich statt, doch…

Lernen geschieht unaufhörlich.


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Kognitives Lernen

Lernen, ohne zu denken, ist eitel; denken, ohne zu lernen, ist gefährlich.

– Konfuzius

Es gibt Arten des Lernens, die den kognitiv arbeitenden Teil des Verstandes, in dem auch so etwas wie „Wille“ oder „Absicht“ möglich ist, nicht benötigen. Deshalb formuliere ich deinen Satz mal so um, daß er so lautet, wie du ihn vielleicht gemeint haben könntest:

Sich Wissen anzueignen, ohne die höheren Ausdrucksfor-
men der Intelligenz zu nutzen, ist eitel; Ratio ohne die Be-
reitschaft, auf Veränderungen einzugehen, ist gefährlich.

Es ist dringend nötig, „Lernen“ zu differenzieren und mit den verschiedenen Formen des Lernens bereits in jungen Jahren vertraut zu werden. Die Neurowissenschaften können uns hier helfen.

Bisher wird vorzugsweise der rationale Teil gesehen – und gewaltig überbewertet. Die anderen funktionierenden lebenswichtigen Formen des Lernens sind für uns immer noch „Neuland“.

Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist der Mangel an Geistiger Reife:

  1. Wissen – Wir sammeln zunehmend mehr Informations-Wissen oder wir nutzen die Schnellzugänge zu dieser Art Wissen (Gedächtnis).
  2. Lernen – Wir lernen heute enorm viel und sehr schnell in verschiedenen Gebieten und auf verschiedenen Ebenen.
  3. Reife – Gleichzeitig entwickeln wir uns im Bereich der Geistigen Reife kaum weiter.

Im dritten Feld sind wir „zurückgeblieben“, noch unterentwickelt – und das ist in der Tat… sehr gefährlich!

Auf das Wort „eitel“ will ich hier zunächst nicht weiter eingehen, weil ich es in diesem Zusammenhang als eher unbedeutend ansehe.


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Im Altertum lernte man, um sich selbst zu vervollkommnen;
heute dagegen lernt man, um anderen gegenüber etwas zu gelten.

― Konfuzius

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Formen des Lernens

Zunächst müssen wir unterscheiden zwischen:

1. Niedere Formen des Lernens
2. Höhere Formen des Lernens

Zu den niederen Formen des Lernens gehören diese drei Gruppen:

A – Körperliches Lernen
B – Funktionales Lernen
C – Mentales Lernen

Zu den höheren Formen des Lernens gehört diese:

D – Geistiges Lernen

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1. Niedere Formen des Lernens

A – Körperliches Lernen (nicht intellektuell)

     Lernen durch…

  • Versuch & Irrtum (Lern-Steigerung von 1 nach 4)
  • Training 

1. Wiederholung
2. Gewöhnung
3. Gewohnheit
4. Reflex

Beim körperlichen Lernen durch Training wird die Ratio nicht gebraucht. Hier geht es bloß um die ständige Wiederholung des Selben. Das Lernen findet von ganz allein statt. Das macht der Körper autonom – ohne daß wir währenddessen die Funktionsweise begreifen müßten oder könnten. Beispiele: Gehen, Fahrrad fahren.

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B – Funktionales Lernen (vorwiegend nicht intellektuell)

Lernen durch…

  • Erfahrung
  • Nachahmung

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C – Mentales Lernen (intellektuell)

     Lernen durch…

  • Nachdenken
  • Schlußfolgerung
  • Gedächtnistraining

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2. Höhere Formen des Lernens

D – Geistiges Lernen (weder körperlich, noch intellektuell)

     Lernen durch…

  • Einsicht
  • Intuition
  • Verstehen
  • Eingebung
  • Erkenntnis

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Khalil Gibran, Lehrer, Nirmalo, Weisheit,..

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Primitives Lernen

Primitives Lernen heißt einfaches Lernen, heißt: Ich muß nicht viel dafür tun. Einige Bereiche dieses Lernens teilen wir mit vielen anderen Tieren.

Beispiel: Laufen lernen

Für das Laufen-lernen werden weder der personale Verstand, noch der Intellekt, noch ein Gedanken- und/oder Bilder-Gedächtnis benötigt. Voraussetzungen hierfür sind:

  • Probieren
  • Umfallen
  • Aufstehen
  • Weitermachen

Das ist alles. Das genügt. Mehr wird dafür nicht gebraucht.

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Allerdings hatte die Natur die dafür erforderlichen Module, die dieses Lernen überhaut erst ermöglichen, bereits hinterlegt. Ohne diese… ginge gar nichts. 😎


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Motorisches Lernen

1. Was du mir sagst, das vergesse ich.
2. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich.
3. Was du mich tun läßt, das verstehe ich.

– Konfuzius (angeblich)

Diese drei Sätze werden wohl nicht vom Konfuzius stammen, sondern eher aus einem Poesie-Album, aber – es ist etwas daran: Sie verweisen auf das Lernen.

Sie besagen, daß erstens das intellektuelle Lernen als Erinnerung nicht besonders zuverlässig und dauerhaft und zweitens das funktionale Lernen wesentlich beständiger ist.

Beispiel Fahrradfahren:

Einmal gelernt, hat man´s drauf; auch später. Wer viele Jahre lang nicht mehr gefahren ist, vielleicht auch ein paar Pfunde mehr auf die Waage bringt, sollte etwas vorsichtiger aufsteigen, aber das Fahrradfahren selbst braucht nicht neu erlernt zu werden, man kann sofort losfahren und… auch heil wieder ankommen. Würden wir auch nur einen kleinen Teil des Erlernten vergessen haben, wir würden sofort… auf die Nase stürzen.

Wenn unser persönliches und intellektuelles Erinnerungsvermögen irgendwann erhebliche Lücken aufweisen sollte…, das motorisch Erlernte bleibt uns noch – wenn auch nicht mehr ganz so reaktionsschnell – erhalten.

Der dritte Satz ist mißverständlich: Das motorisch und intellektuell Gelernte ist nicht identisch mit Verstehen! Denn etwas „drauf“ oder „intus haben“ ist noch nicht verstehen, sondern besagt nur, daß wir funktionell damit umgehen können.

Den Lichtschalter betätigen oder einen Generator konstruieren können sind nicht gleichbedeutend mit: Die Elektrizität verstehen. Oder den Satz des Sokrates: Ich weiß, daß ich nichts weiß auswendig daher sagen können heißt noch lange nicht, ihn auch tatsächlich verstanden zu haben.

Lernen passiert viel ― Verstehen, selten.

◾ Lernen geschieht auf der Horizontalen,
◾ Verstehen ist eine Sache der Vertikalen.

Der funktionale Verstand  📌

Ein Aspekt des funktionalen Lernens ist:
Gleiches und Regelmäßigkeit erkennen.


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Niederes & höheres… Lernen

Eine und oft die einzige Methode zu lernen besteht darin, es erst falsch zu machen.

– Kurt Gödel

Dem ist nicht so.

Mal davon abgesehen, daß wir über diese einfache Form der Katalogisierung unserer unterschiedlichen menschlichen „Verstände“ in „dumm“ und „schlau“ hinaus sind, sollten wir uns zunehmend für weitere Differenzierung von Lernfähigkeit öffnen und offen halten.

Gelegentlich gibt uns sogar die Wissenschaft, zum Beispiel die neurologische Forschung ein paar Hinweise zu einer neuerlichen Betrachtung.

Aktives Lernen

Das von dir angesprochene Lernen über „Versuch & Irrtum“ ist nur eine und zwar eine sehr niedrige Form des Lernens – die wir mit anderen Tieren teilen. Am meisten und schnellsten lernen wir mit dieser Methode in den ersten Monaten unseres kurzen Erdenlebens.

Das intellektuelle Lernen ist übrigens ebenfalls keine besonders hochstehende Form des Lernens. Klingt vielleicht ein bißchen wie ein Paradox, aber das intellektuelle Lernen erfordert ebenfalls nicht besonders viel an Intelligenz.

Passives Lernen

Höhere Formen des Lernens sind, unter anderem, mit diesen Stichworten verbunden:

  • Erkenntnisfähigkeit
  • Entfaltung der Intuition
  • Wahrnehmendes Beobachten
  • Nutzen von „Einfällen“
  • Intelligentes „Lesen“
  • Praktiziertes Mitgefühl
  • Urteilsloses Betrachten

Oder wie es dein Freund Albert mal formuliert haben soll…

Was wirklich zählt, ist Intuition.

– Albert Einstein

Das Denken zählt nun mal nicht so viel. Das sogenannte „Wissen“, die Erinnerung… auch nicht. Noch eine kleine Hürde: Um in das Feld des höheren Lernens zu gelangen, müssen wir die kleine Box namens „Logik“ verlassen. Andernfalls… haben wir keine Chance.


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Lernen – über das Verstehen von Zusammenhängen

Dieser schwarze Vogel (eine Krähe, vermutlich) hatte nicht nur die Situation (oder „das Problem“) verstanden, er wählte seine Hilfsmittel zudem noch nach Gewicht aus, wie ein Mitarbeiter des Versuchs mitteilte.

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Übrigens kam ein Eichelhäher über das Lernen aus Versuch & Irrtum (mit kleinen Steinen und Kork-Kugeln) zum selben Ergebnis.


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Lehren

Das beste, was man hoffen kann zu vollbringen, ist
den anderen an das zu erinnern, was er bereits weiß.

― Platon

Hier sind wir, ganz klar, bei den höheren Formen des Lernens und Lehrens.

Die Kinder und Jugendlichen sollten um ihrer selbst willen, also grund- und anlaßlos wertgeschätzt werden und nicht nur wegen ihrer Bereitschaft, sich mit vermeintlichem Wissen und unseren intellektuellen Standard-Methoden füttern zu lassen.

Siehe auch hier (Kategorie):  Lernen  📌und  Neue Schule  📌

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Und nicht zuletzt – wie man hier sehen kann:  Lernen macht Freude!

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Aneignung

Intellektuell Erworbenes ist nicht Wissen,
sondern willige Anpassung und Glauben.

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„Alles Erlernen durch Studieren hat mit Wissen nichts zu tun!

Ein eifrig Lernender kann ein Gelehrter werden,
deshalb aber ist er noch lange nicht ein Wissender zu nennen.

Darum ist auch der Ausdruck Wissenschaft,
so, wie er heute noch gebraucht wird, falsch.

Gerade der heutige Mensch kann von Gelehrsamkeit wohl sprechen, aber nicht von Wissen! Was er auf Hochschulen erlernt, ist lediglich Gelehrsamkeit, als Steigerung und Krönung des Lernens!

Es ist Erworbenes, nicht Eigenes!
Nur Eigenes aber ist Wissen!

Wissen kann nur aus Erleben
kommen, nicht aus Lernen!

Wir haben also Gelehrte und Wissende.
Die Gelehrten können und müssen von den Wissenden lernen!“

― Abd-ru-shin

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Abd-ru-shin: Alles Erlernen durch Studieren hat mit Wissen nichts zu tun!

Denn das „Erlernen durch Studieren“ ist intellektuelles „Lernen“, es ist und bleibt ungeprüftes Aneignen von Außen, von Anderen.

Diese Art zu lernen ist dem glauben
um vieles näher als echtem wissen.

Antisthenes, Lernen, Nirmalo, Wahrheit,,

Antisthenes war ein Schüler des Sokrates.

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