Auf Augenhöhe

Zunächst eine Frage: Ist der Vater mit seinem Neunjährigen auf Augenhöhe, wenn er ihm – trotz allen Flehens – den Autoschlüssel nicht in die Hand gibt?

Es ist eine wohlmeinende Idee, Jedermann auf Augenhöhe begegnen zu wollen und zu sollen. Damit sind Respekt, Achtung und Wertschätzung gemeint.

Am klarsten wird „Augenhöhe“ mit der fernöstlichen Geste Namasté  ausgedrückt, indem man sich bei gefalteten Händen für einen Moment wortlos in die Augen blickt. Das Ego ist hier so gut wie nicht beteiligt. Der Sinn dieser Begrüßungsform:

„Das Göttliche in mir… grüßt das Göttliche in dir.“ 

bettlerkind

Im Augenblick dieser Begrüßung
sind alle Unterschiede hinfällig.

Man begegnet sich, wenn auch nur für einen Moment dort, wo es keine Unterschiede gibt.

Denn in Wirklichkeit gibt es keine Unterschiede zwischen den Menschen. Nur an der Oberfläche ist es Realität, daß wir uns in den verschiedensten Gebieten auf unterschiedlichen Höhen bewegen.

Das betrifft den Bereich Wissen und Verstehen (Horizontale)
aber auch den Bereich Geistige Reife und Erkenntnis (Vertikale).

Ein Lehrer versteht seinen Job nicht, wenn er im jeweiligen Fach das Gefälle zu den einzelnen Schülern nicht klar erkennt. Das schließt die liebevolle Anerkenntnis ihrer Göttlichkeit ja keineswegs aus. Dennoch wird es ein paar Jahre dauern, bis sich Schüler und Lehrer komplett auf Augenhöhe begegnen können.

Augenhöhe ist vorrangig
eine Frage der inneren Einstellung,
der Bewußtheit und nicht bloß eine des Verhaltens.

Im Dialog kommen noch andere Dinge ins Spiel: Selbstbewußtsein, sprachliche Kompetenz, Sachkompetenz, Gefühle…

In einem Dialog auf der Erwachsenen-Ebene (4) wird man vorrangig in Bezug auf die anstehende Thematik kommunizieren und die emotionalen Empfindlichkeiten (2) außen vor lassen. Hier hat die Klarheit Vorrang vor den Gefühlen.

Wohlgemerkt: Klarheit kollidiert nicht mit der grundlegenden Achtung! Aber:

Niemals darf die Klarheit einer
Befindlichkeit geopfert werden!

Je höher die Reife einer Gesprächsrunde, desto mehr hält sie aus, desto weniger Regeln werden gebraucht. AV

Toleranz 📌
Geistige Reife 📌

Ordnung

GRUNDGESETZ
intelligent konzipierter Ordnung:

Ordnung, Nirmalo, Kommunikation,

Ordnung – in der Kommunikation

  1. Eine Verkehrsampel sollte man nur aufstellen, wenn es Verkehr gibt.
  2. Kommunikationsregeln sollte man nur aufstellen, wenn es Kommunikation gibt.
  3. Die Kommunikation regeln (moderieren) sollte man nur dann wollen, wenn die Kommunizierenden erwiesenermaßen (!) nicht ohne sie können.

REGELN sind Notbehelf und dürfen als solcher grundsätzlich niemals als Selbstzweck, sondern müssen immer der Freiheit des Ausdrucks gegenüber als wert-untergeordnet angesehen werden, da zunächst davon auszugehen ist, daß geistig erwachsene (4) Menschen spielend leicht in der Lage sind, ohne gängelnde Regelwerke gut miteinander zurecht zu kommen.

Kommunikation 📌

Diskussion

„Es ist besser eine Frage zu diskutieren, ohne sie zu entscheiden, als eine Frage zu entscheiden, ohne sie zu diskutieren.“

– Joseph Joubert

Ist es wirklich besser, so zu verfahren?

Wenn die anstehende Frage nicht entscheidend ist, also in einem Debattierclub… kann man so verfahren. Wenn es aber um wichtige Entscheidungen geht, muß verantwortlich abgewogen werden. Also stellen sich mindestens drei Fragen:

  1. Wie tauglich ist hier die Diskussion als Kommunikationsform?
  2. Die Klärung der Interessenlage der Teilnehmenden
  3. Geistige Reife der Gesprächsteilnehmer

Die Diskussion als Mittel zur Entscheidungsfindung ist meistens ungeeignet, untauglich, unbrauchbar. Denn wenn die Reife der Teilnehmenden gering oder die Interessenlage hoch ist, kommt oft nicht nur das „kleinste Übel“ dabei heraus, sondern, weil man sich auf dem „kleinsten gemeinsamen Nenner“ trifft, eher das größere Übel.

Mangels Reife halten wir sogar noch stolz an diesem
unreifen (2) Modell der Kommunikations-Form fest.

Dagegen sollte die Klarheit, sollte die Transparenz der Interessen nebst Zahl und Art der Möglichkeiten Priorität bekommen – und nicht das Reden selbst. Mit dem erklärten Ziel, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. 

Das Ziel eines Konflikts
oder einer Auseinandersetzung soll
nicht der Sieg, sondern der Fortschritt sein.
~ Joseph Joubert ~

Diskussionen
verzögern, verwässern
und verhindern gute Ergebnisse.

Das große Interesse an Diskussionen belegt nicht die Lauterkeit der Intention, sondern zeigt – eher gegenteilig – das Bedürfnis nach Ego-gesteuerten Spielchen, nach Selbstdarstellung zum Beispiel.

Grundvoraussetzung für das beste Sachergebnis ist darum die Klärung, ist die wahrheitsgemäße Offenlegung der tatsächlichen Interessen aller Beteiligten.

Die Qualität der Entscheidung ist
von der Voraussetzung abhängig.

Hier geht es nicht um`s „Recht haben“ und Ähnlichem (2), sondern um die kreative und konstruktive Interaktion im Erwachsenen (4) -Modus.

Denn… gute Entscheidungen entwachsen nicht stundenlangem Geplapper und Streit, sondern sind das Ergebnis des Nach-innen-gehens, eines authentischen und damit ergebnisorintierten Suchens aller Beteiligten.

Das allerdings setzt eine gewisse Reife voraus, nämlich die Fähigkeit, nicht jede von den eigenen Konzepten abweichende Äußerung „persönlich“ zu nehmen, sondern das bestmögliche Ergebnis im Blick zu behalten.

Der Vorwurf-Tenor ist
nicht lösungsrelevant.

Und: Wenn es darum geht, ein Problem zu lösen, ist nicht das persönliche Wohl-Gefühl von Belang, sondern das gute Resultat.

Die Diskussion sollte besser abgelöst werden
durch eine neue Form der Kommunikation,
in der Lauterkeit und Reife die Mitte bilden.

Die Weisheit wartet in der meditativen Stille, nicht im lauten Gezänk.


Kompromiß

Diskussionen führen bestenfalls zum kleinsten ÜBEL,
das aber nicht zugleich das beste Ergebnis sein kann.

Der Kompromiß darf nicht
mehr sein als ein Notnagel.

Er ist nichts Edles, er hat nichts Wertvolles an sich. Kompromisse sind nichts weiter als ein Notbehelf, wenn Intelligenz und Weisheit nicht genügend Raum bekommen.

Geistige Reife, Kommunikation, Konfuzius, Nirmalo, Weisheit, Kompromisse,

Es handelt sich um ein weit verbreitetes Mißverständnis, wenn glaubt wird, die Weisheit sei arrogant und die Wahrheit unverschämt und hart…

Aber ja: Sowohl Weisheit, als auch Wahrheit – beide kennen keine Kompromisse! Ihre Klarheit muß vertragen können, wer sich auf sie einläßt.

Weisheit  📌

Reifeprozess

„Widersprich nicht, bevor du nicht widerdacht hast.“

– Martin Andersen-Nexö

Warum eigentlich nicht? Warum soll man denn nicht  s o f o r t  dagegen sein?

Hier geht es um zwei verschiedene Ebenen der Geistigen Reife: Um die Kleinkind-Ebene (2) und um die Erwachsenen-Ebene (4).

Es zeugt von gewissem Unverstehen, von einem sich in der renitenten Phase befindlichen Menschen intelligentes, zum Beispiel konstruktives Kommunikations-Verhalten zu erwarten, denn: Hier gibt es keinen Schalter, den man bloß von (2) auf (4) umzulegen bräuchte. Das gilt für einzelne Leute, aber auch für Gruppen.

Dieses Zitat des Martin erinnert mich an eine Aussage des Abraham Lincoln:

„Nur wer das Herz hat zu helfen, hat das Recht zu kritisieren.“

Genauso wie der Martin, so mahnt auch der Abraham ein Verhalten an, welches mit der Erwachsenen-Reife korreliert.

Das „Problem“ ist halt, daß niemand in der Lage ist – allein aufgrund einer Forderung – vom Kindischen zum Verantwortlichen zu switchen.

Von der Kleinkind-Reife-Ebene können wir nicht das Selbe erhoffen, was wir von der Erwachsenen-Reife-Ebene erwarten dürfen. – Das wäre ein bißchen dumm.

Wir müssen nüchtern konstatieren, daß sich nicht alle
Menschen…   zeitgleich auf dem selben Level befinden.

Geistige Reife  📌

Kommunikation

Zu viele Menschen machen sich nicht klar, daß wirkliche Kommunikation eine wechselseitige Sache ist.

Lee Iacocca                 

Lauterkeit in der Kommunikation

Eine Äußerung ist dann lauter,
wenn sie in der Absicht… klar,
offen, ehrlich und achtend ist.

Selbst eine starke, aber authentische Emotion (wie z.B. Wut) ist ein weit geringeres Problem, denn Falschheit. 

Die Kriterien

01. Klarheit… im Ausdruck
02. Sparsamkeit… in der Wortmenge
03. Einfachheit… in der Formulierung
04. Sachlichkeit… in der Aussage
05. Ehrlichkeit… in der Absicht
06. Achtung… im Persönlichen; Anerkennung des Anderen
07. Offenheit… im Zuhören; im Verstehen-wollen
08. Bereitschaft… zu Einsicht und Erkenntnis
09. Akzeptanz… der besseren Idee, des stichhaltigen Arguments
10. Einverständnis… grundsätzlich dem Ego nicht viel Raum zu geben

Ergänzend für die schriftliche Kommunikation:

11. Zitate… als solche kennzeichnen + Nennung des Autors
12. Zitieren… knapp, aber präzise – damit jeder Leser weiß,
      auf welchen Satz(teil) genau sich der Antwortende bezieht.

Je reifer die Beteiligten, desto weniger strapazieren sie die „persönliche“ Ego-Ebene (2), desto mehr sind sie in der Lage „zur Sache“, also thematisch zu kommunizieren (4) und desto mehr werden sie sich von den höheren Ebenen, beispielsweise von der Weisheit (6) inspirieren lassen.

Über all solchen Empfehlungen darf ein Wert nicht aus dem Blick geraten: Die Freiheit der Rede, insgesamt die Freiheit im Ausdruck.

Erheblich begünstigt wird eine reibungslose, aber konstruktive Interaktion durch die insgesamt heitere Grundstimmung der Teilnehmer. Leichtigkeit. . .  sollte erwünscht sein. 😎

Kommunikation – im Spiegel der Reife

Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern schon zu besitzen.

– Romain Rolland

Die folgenden drei Stufen aus der Skala (17) der Geistigen Reife sind die, welche in allen möglichen Kommunikations-Situationen und Meetings vorherrschen und damit wesentlich das Geschehen bestimmen.

Die Qualität der Treffen und deren Ergebnisse hängt davon ab, wie viel bzw. wie wenig die untere Stufe, die Ebene (2) zum Tragen kommt.

Eine vergleichsweise unreife Gruppe kann ihr Manko manchmal auch dadurch ausgleichen, daß eine Person – im Einverständnis mit den anderen – die Lehrer-Rolle (5) übernimmt, zumindest aber die des Moderators.

Typische Merkmale
der drei Reife-Stufen in einer Kommunikations-Situation:

A – Kleinkind
Die Reife-Ebene (2) in der Kommunikation

Diese Ebene weist sich aus durch z.B….

  • ständiges oder häufiges Nölen, Prötteln und Stänkern aus.
  • Statt auf der sachlichen Ebene (die Sache betreffend) zu bleiben, wird vorwiegend auf der persönlichen Ebene lamentiert.
  • Kaum oder gar nicht ausgebildete Fähigkeit, eine höhere Ebene einzunehmen, als die des Kleinkindes.
  • Die Neigung, den oder jemand anderen abzuwerten.
  • Unklarheit in den tatsächlichen Absichten hinter den Äußerungen.
  • Tendenz, den oder die Teilnehmer von einer sachlichen (konstruktiven) oder weisen Ebene auf eine niedrigere, möglichst auf eine kindliche (alberne), herunter zu ziehen.

B – Erwachsener
Die Reife-Ebene (4) in der Kommunikation

Sie ist erkennbar unter anderem durch…

  • Übernahme von Verantwortung.
  • Der Teilnehmer kann gut an und bei der Sache bleiben, kann das Thema oder die Aufgabe im Blick halten.
  • Er muß nicht alles denken, sagen und schreiben, was ihm in den Kopf kommt, sondern ist in der Lage, unter den Kriterien von Relevanz und Weisheit, eine Auswahl treffen können.
  • Es besteht die Fähigkeit, die Ebenen sehen und auch wechseln zu können.
  • Er ist in der Lage, auf Augenhöhe sein und bleiben zu können.
  • Und vor allem kann er sich kreativ und konstruktiv einbringen.

C – Lehrer
Die Reife-Ebene (5) in der Kommunikation

Die Lehrer-Ebene kommt zum Tragen und wird gebraucht, sobald sich ein Informationsgefälle… oder ein Gefälle in der Reife zeigt. Dieser Typus zeichnet sich aus durch die Fähigkeit,

  • das Ego außen vor lassen zu können,
  • die Stufe der Reife halten zu können,
  • Strukturen erkennen und geben zu können,
  • die Tür zur Weisheit offen halten zu können,
  • niemanden abwerten zu müssen sondern im Gegenteil, jeden in seiner Einmaligkeit (an-)erkennen zu können und
  • sogar inmitten der Kommunikation nach Innen gehen zu können.

Labern

Laßt kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.

– Eph 4,29

Dasselbe gilt selbstverständlich auch für das geschriebene Wort.

Solch ein faules Geschwätz,
das nennt man auch labern.

Das unbewußte Drauflosquasseln findet auf den unteren Ebenen der Geistigen Reife statt.

Der Sprach-Code spielt bezüglich der Höhe der Reife keine Rolle, denn der Gehalt macht es, der geistige Anteil – und nicht der sprachliche, denn der ist von untergeordneter Bedeutung.

Sprache ist
Formsache.

Ob elaboriert oder restringiert, in Bezug auf
die Geistige Reife spielen Codes keine Rolle.

Ob jemand mit Bildzeitungs-Code labert, mit einem distinguierten oder einem elaborierten Code, mit einem „Asi“-Code, oder ob jemand mit akademischem Code labert, macht keinen Unterschied: Labern ist labern.

Ein gutes Gespräch

Für ein gutes Gespräch sind die Pausen genauso wichtig, wie die Worte.

– Heimito von Doderer

Wenn wir uns einigermaßen intelligent verhalten, werden wir uns auch unsere Kommunikations-Muster ansehen und in der Folge zwischen Gespräch und Labern unterscheiden wollen.

Wir können das LABERN ganz einfach ab-
brechen, indem wir Bewußtheit einbringen. 

Das wiederum kann ganz leicht mit einem deutlichen »stopp!« geschehen. Wir müssen nur ein bißchen mutig sein, 😎 denn solche abrupten Darstellungs-Unterbrechungen mag unser Ego gar nicht! Soo gerne sondert es doch alte Erinnerungen und assoziative Gedanken-fetzen-ketten ab – wie unattraktiv diese auch sein mögen.

Ein gutes GESPRÄCH beinhaltet die Achtsamkeit gegenüber allen übrigen Teilnehmern, beinhaltet Bewußtheit und auch Momente der Stille. Je mehr Teilnehmer und je öfter sie in ihrer Mitte sein können, je mehr Präsenz also, desto edler das Gespräch.

Weisheit

Weisheit ist, sich selbst zugunsten von etwas Höherem zurückzunehmen.

 ~ William Saroyan

Manchmal kann es aber hilfreich sein, wenn inmitten einer Arbeitsgruppe eine wache Person sitzt. Diese befindet sich „außerhalb der Kommunikation“, ist also ganz bei sich, in ihrer Mitte.

Der „Lärm“ des Gesprächs hilft dieser einzelnen Person bei der Meditation und die meditierende Person hilft der Gruppe, indem sie sie wortlos an ihre Mitte erinnert.

Dieser Part kann jederzeit getauscht, also von jeder anderen Person übernommen werden.

Sollte sich das Gespräch dennoch mal im Emotionalen verhakeln, kann die „wache Person“ zu einer kurzen Meditation einladen:

Alle Beteiligten schließen die Augen und… tauchen
für wenige Minuten entspannt in ihre eigene Mitte.

Das kann zu jeder Zeit – und wann immer erforderlich – wiederholt werden.